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Anatolpolitan

Oktober 2019 - Dezember 2019
Initiative Anatolpolitan

Literaturkarte zum Erzählband „Der Zug nach Duisburg“ von Fakir Baykurt

Anatolpolitan

Die 1970er Jahre in Duisburg sind gezeichnet von der Industrialisierung, Überdruckfackeln der Hochöfen und den Türkensiedlungen – der türkmahallesi. Im Vergleich mit den anderen Ruhrgebietsstädten leben hier 1980 die meisten Immigrant*innen aus der Türkei. „Die in Duisburg lebenden Kurden sind als Türken registriert“, heißt es in einem amtlichen Informationsblatt.

Fakir Baykurt lebte ab 1979 in Duisburg und ist der prominenteste unter den türkischsprachigen Ruhrgebietsliteraten der 1980er Jahre. Er schrieb eine Duisburg-Trilogie "Yüksek Fırınlar" (Hochöfen), 1983, "Koca Ren" (Mächtiger Rhein), 1986, "Yarım Ekmek" (Halbes Brot), 1998, und mehrere Erzählungen über das Ruhrgebiet. 22 davon sind in dem Erzählband "Duisburg Treni" (Der Zug nach Duisburg) aus dem Jahr 1986 versammelt.

Im Rahmen dieses Projektes wird eine Literaturkarte zu 19 Erzählungen aus diesem Erzählband erstellt, deren Schauplätze das Ruhrgebiet der 1980er Jahre ist.

Im Jahr 1986 gründete Baykurt den Arbeitskreis Kuzey Ren Vestfalya Türkiyeli Yazarlar Çalışma Grubu (Schriftstellerinnen aus der Türkei in Nordrhein-Westfalen). Baykurt setzte mit seinen Initiativen und Narrativen Zeichen, mit der Aussage, dass Literatur 1) Medium des kulturellen Lebens und der Zeitzeugenschaft und 2) ein Mittel der Partizipation als Grundrecht der Zivilgesellschaft ist. 2019 ist das 20. Todesjahr und 90. Geburtsjahr von Fakir Baykurt.

Weitere Informationen zum Thema:

Nesrin Tanç: Territorien in der Literatur oder Warum ist vom ‘Turkish Turn’ bislang nur in den USA die Rede?

 

Eine Form der Suchrichtung, die Nesrin Tanç bei den Fragen der Literatur und Kultur der Einwanderer*innen entwickelt hat, ist die Suchrichtung Anatolpolitan. Anatolpolitan ist inspiriert durch den Begriff Afropolitan und bezeichnet eine Spurensuche, die sich auf die Migration aus der Region Anatolien in die verschiedenen Länder und Regionen Europas und Deutschlands – in diesem Projekt im speziellen ins Ruhrgebiet – bezieht.

Mit der Verwendung dieser Wortkomposition versucht die Initiative einen vergleichenden Aspekt in die Fragen der Zugehörigkeit von Autor*innen, Künstler*innen und ihrer Werke und ihrem Wirken einzubringen, der sich auf die Kulturgeschichte der Türkei und die Kulturgeschichte Deutschlands gleichermaßen bezieht und die einzelnen Minderheiten der Türkei nicht unter dem Label „aus der Türkei und / oder türkisch“ zusammenführt.

Künstlerische Leitungen: Nesrin Tanç, Fatima Çalışkan.
Illustration: Silvia Dierkes

Ein Projekt der Initiative Anatolpolitan, gefördert von Interkultur Ruhr, mit freundlicher Unterstützung des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Duisburg.

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