Podiumsdiskussion mit der Initiative Duisburg 1984 über Rassismus, Rechte Gewalt und selbstorganisierte Aufklärung
14.06.2019, Blue Square, Bochum
Am 26. August 1984 wurde in Duisburg Wanheimerort ein Brandanschlag verübt, bei dem sieben Mitglieder einer „Gastarbeiterfamilie“ starben. Ein „ausländerfeindliches“, politisches Motiv wurde schnell ausgeschlossen. 1996 wurde eine „Einzeltäterin“ als Pyromanin verurteilt. Die Initiative Duisburg 1984 betrachtet die Aufklärung der Brandstiftung als unvollständig und will Rassismus als Motiv überprüfen. Anhand des Fallbeispiels diskutieren wir über Rassismus, Rechte Gewalt und selbstorganisierte Aufklärung.
In den 1980ern etablierten sich in Deutschland neue Formen der Migrationsabwehr und des gesellschaftlichen Rassismus. 1981 erschien das Heidelberger Manifest, in dem Professoren von einer „Unterwanderung des deutschen Volkes“ schrieben und Argumente für die Bürgerinitiative „Ausländerstopp” lieferten. 1982 sagte Helmut Schmidt, dass ihm kein Türke mehr über die Grenze komme. Auch Duisburger Unternehmen starteten mit Bund und Ländern im Frühjahr 1984 die Rückkehrkampagne von sogenannten „ausländischen Arbeitern“.
In diesen Zusammenhang ist eine Reihe von Anschlägen und Übergriffen einzuordnen, die in den 1980er und 1990er Jahren verübt wurden. In der Öffentlichkeit stellt rassistische Gewalt nach wie vor ein Dunkelfeld dar. Systematisch werden politische und rassistische Motive weder erwähnt noch strafrechtlich angemessen verfolgt. Spätestens seit den NSU-Prozessen wissen wir, wie behördliche Blindheit zur Entwertung von Rassismuserfahrungen, institutioneller Gewalt und Ohnmacht führt.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kein schöner Land? Kontinuitäten rassistischer Gewalt“ der Kulturfabrik Bochum e.V. fragten wir gemeinsam mit der Initiative Duisburg 1984, die sich aus Angehörigen von Opfern des Brandanschlags in Duisburg Wanheimerort vom 26. August 1984 und Aktivist*innen zusammensetzt, wie heute eine Anerkennungs- und Erinnerungspolitik für die Opfer rechter Gewalt aussehen kann. Wie können wir über Prekarisierungsfolgen sprechen, Solidarität organisieren und wie lässt sich eine erweiterte Rassismusanalyse durchsetzen?
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