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Faţadă / Fassade

Oktober 2020 - April 2021
HMKV

Ausstellung, Werkstatt, Diskursort

Faţadă / Fassade. Ausstellungsplakat am Dortmunder U
Mitarbeiter der Werkstatt Mallinckrodtstraße in der Ausstellung. Foto: Guido Meincke
Faţadă / Fassade in der Dortmunder Nordstadt

+++  Das Dortmunder U einschließlich des HMKV hat vorübergehend geschlossen und folgt damit den aktuellen Verordnungen von Bund und Ländern zur Pandemiebekämpfung. Wir hoffen, die Ausstellung bald wieder öffnen zu können. +++

Im umfangreichen digitalen Rahmenprogramm wird u.a. eine Podcast-Reihe produziert, die den Entstehungshintergrund des Projekts beleuchtet, die sozialen und politischen Kontexte erläutert sowie die Bedeutung des Projekts für die Stadt Dortmund diskutiert.

Die Ausstellung Faţadă/Fassade, die vom 24. Oktober 2020 bis zum 11. April 2021 im HMKV zu sehen ist, holt ein Kunstprojekt ins Dortmunder U, das bereits in der Dortmunder Nordstadt ein sichtbares und positives Zeichen für die Präsenz einer der am stärksten marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen in Europa setzen konnte – der Rom*nja.

Die Ausstellung Faţadă/Fassade führt dieses Projekt im HMKV fort und lädt dazu ein, das kaum bekannte Phänomen der Rom*nja-Baukultur kennen zu lernen: Diese besondere Form von Architektur, die in den letzten 30 Jahren u.a. in Rumänien entstanden ist, zeichnet sich durch besonders expressive Fassaden aus, in denen sich viele unterschiedliche Gestaltungsformen wiederfinden. Diese (Traum-)Häuser sind oft mit Kuppeln, Burgzinnen oder silbrig schimmernden Zwiebeldächern versehen – den charakteristischen Spenglerarbeiten der Roma.

Die Ausstellung Faţadă/Fassade baut auf dem gleichnamigen kollaborativen Kunstprojekt der Werkstatt Mallinckrodtstraße auf, das von Akteur*innen aus der Dortmunder Roma-Community zusammen mit den Künstlern Christoph Wachter und Mathias Jud und Interkultur Ruhr initiiert wurde. Seit 2018 wird die Werkstatt Mallinckrodtstraße in Dortmund als Arbeits-, Forschungs- und Community-Ort betrieben, an dem gemeinsam Möglichkeiten einer positiven und selbstbestimmten Repräsentation der Roma-Community im Stadtraum erkundet werden. In der Werkstatt entstanden – nach einer Recherchereise nach Rumänien – in den letzten zwei Jahren viele von der Roma-Baukultur inspirierte Hausmodelle. Gemeinsam wurde schließlich ein Entwurf für die Neugestaltung der Fassade eines Wohnhauses in der Dortmunder Nordstadt entwickelt, umgesetzt, und im September 2019 feierlich eingeweiht.

Der HMKV lädt das Team der Werkstatt Mallinckrodtstraße ein, zahlreiche imposante, teils raumhohe Hausmodelle, die im Rahmen des Projekts entstanden sind, in der Ausstellung Faţadă/Fassade zu präsentieren. Zusätzlich hat das Werkstatt-Team eine ornamentale Neugestaltung des Eingangsbereichs sowie der Ausstellungsräume des HMKV auf der Ebene 3 des Dortmunder U realisiert.

Die Ausstellung verdeutlicht, wie eng Teilhabe und gesellschaftliche Anerkennung mit Bau- und Wohnformen verknüpft sind – und wie stark rassistische Zuschreibungen und Vorurteile über das vermeintlich „fahrende Volk“ bis heute wirken. Rom*nja gehören seit Jahrhunderten zu den am stärksten von Rassismus und Marginalisierung betroffenen Gruppen in Europa. Strukturelle Benachteiligung, Ausbeutung und gewaltsame Verfolgung charakterisieren ihren Alltag: Für viele Menschen ist es nach wie vor kaum möglich, eine Basis für eine stabile Existenz zu legen, zu der Wohnraum, Bildungschancen, kulturelle Anerkennung und ein würdevolles Arbeitsverhältnis gehören.

Vor diesem Hintergrund lassen sich die Architekturen von Rom*nja-Communities in Rumänien als Gegenentwurf zur stigmatisierten Position von Rom*nja innerhalb der rumänischen Gesellschaft verstehen: Sie sind nicht nur Manifestationen einer einzigartigen Baukultur, sondern auch Ausdruck einer Selbstermächtigung. Mit dem Bau der Häuser fordern Rom*nja in weithin sichtbarer Art und Weise einen Platz in der Gesellschaft ein.

An diese komplexe lokale, regionale und gleichzeitig auch europäische Situation schließt Faţadă/Fassade an. Auch in Dortmund und im gesamten Ruhrgebiet leben Roma-Familien unter teils sehr prekären Bedingungen. Um dieser Situation zu begegnen, engagiert sich die Stadt Dortmund seit einigen Jahren u.a. in den Bereichen Wohnen, Qualifizierung, Kulturarbeit, Förderung von Selbstorganisation und Unterstützung von Familien in prekärer Lage. Dieses Engagement ermöglichte maßgeblich die Realisation des Projekts Faţadă/Fassade.

Die sozialen, politischen und ökonomischen Kontexte werden in der Ausstellung durch Bücher, Artikel und Kurzfilme vertieft, die in einem großen einladenden Lesebereich zur Verfügung stehen. Ein vielseitiges Rahmenprogramm ermöglicht eine Diskussion der unterschiedlichen Aspekte des Projekts – von Fragen der Repräsentation und des Urbanismus bis hin zum Thema Quartiersarbeit.

 

Faţadă/Fassade
HMKV (Hartware MedienKunstVerein) im Dortmunder U, Ebene 3
24. Oktober 2020 – 11. April 2021

Ein Projekt von HMKV (Hartware MedienKunstVerein), Interkultur Ruhr und Werkstatt Mallinckrodtstraße

Mit Arbeiten des Teams Werkstatt Mallinckrodtstraße: Alex Ciurar, Cernat Siminoc (Roger), Christoph Wachter, Constantin Ciurar, Cristina Siminoc, Leonardo Radu, Lincan Raimond, Mathias Jud, Memo Ciurar, Stefan Raul, Vasile Siminoc u.v.a.

Partner des Projekts: Djelem Djelem – Dortmunder Festival für Roma-Kulturen
Gefördert durch: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Stadt Dortmund, Fonds Soziokultur, Kunststiftung NRW

Das Rahmenprogramm wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

Der HMKV wird gefördert durch: Stadt Dortmund / Dortmunder U

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